Brustkrebsnachsorge – so geht sie richtig

Für viele Patientinnen ist die Brustkrebsnachsorge schambesetzt: Der Krebs und seine Therapie haben Körper und Geist enorm belastet, Betroffenen fällt es schwer, darüber zu sprechen.

Oft wird daher die Nachsorge vernachlässigt. Jedoch ist die Brustkrebsnachsorge essentiell, um ein Wiederauftreten des Brustkrebses zu verhindern. Ohne angemessene Brustkrebsnachsorge kann sich zudem ein Lymphödem bilden.

Für ein ganzheitliches Genesen der Patientin sind die richtigen Maßnahmen nach einer Brustkrebsbehandlung vonnöten. Wir vom Sanitätshaus Seeger haben daher für Sie alles über die korrekte Brustkrebsnachsorge in diesem Ratgeber zusammengestellt: Wieso die Brustkrebsnachsorge so wichtig ist, was für Leitlinien sie hat, welche Brustprothesen es gibt und welche Leistungen die Krankenkasse für Sie übernimmt.

Wieso ist Brustkrebsnachsorge wichtig?

Weil durch die Brustkrebsnachsorge sichergestellt wird, dass der Krebs nicht zurückkehrt und die eigene Leistungsfähigkeit wiederhergestellt wird. Nach möglichen Operationen und Chemotherapien ist der eigene Körper ausgelaugt, weshalb eine etwa dreiwöchige Rehabilitation durchlaufen wird. Doch auch langfristig ist es notwendig, am Wiederaufbau der Gesundheit zu arbeiten und den Körper auf Nebenwirkungen oder Spätfolgen der Behandlung zu überwachen.

In Deutschland erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Ein Drittel davon sind Frauen unter 55 Jahren. Ohne die korrekte Brustkrebsnachsorge besteht bei allen Patientinnen das Risiko, dass mögliche Komplikationen unbemerkt bleiben oder der Krebs zurückkehrt.
 

Empfehlungen für die Brustkrebsnachsorge: Brustkrebs-Leitlinien

Die Deutsche Krebsgesellschaft hat detaillierte Brustkrebsnachsorge-Leitlinien zusammengestellt. Diese geben beispielsweise an, …

  • … wie oft bei der Brustkrebsnachsorge ein Ultraschall gemacht werden soll.
     
  • … wie oft bei der Brustkrebsnachsorge eine Mammographie stattfinden soll.
     
  • … wie lange die Brustkrebsnachsorge andauern soll.


Bei Auffälligkeiten in diesen Untersuchungen können weitere Tests stattfinden, zum Beispiel werden zur Brustkrebsnachsorge Tumormarker in den Blutwerten überprüft oder eine Computertomografie (CT) durchgeführt. In jedem Fall sollten Sie bei Beschwerden Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin halten.
 

Wie oft zur Nachsorge nach Brustkrebs? Zeitplan der Untersuchungen

Je nachdem, wie lange die Erkrankung schon zurückliegt und welche Operationen Sie durchlaufen haben, empfehlen die Leitlinien für Brustkrebsnachsorge verschiedene Nachsorgeuntersuchungen:

Generell: Eine körperliche Kontrolluntersuchung mit Gespräch, Beratung & Aufklärung

  • Bis zum 3. Jahr der Brustkrebsnachsorge: alle 3 Monate
  • Bis zum 5. Jahr der Brustkrebsnachsorge: alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr der Brustkrebsnachsorge: einmal pro Jahr


Sofern eine OP stattgefunden hat: Mammographie und Ultraschall

  • Bis zum 3. Jahr der Brustkrebsnachsorge: (mindestens) einmal pro Jahr
  • Bis zum 5. Jahr der Brustkrebsnachsorge: einmal pro Jahr
  • Ab dem 6. Jahr der Brustkrebsnachsorge: einmal pro Jahr


Sofern eine Brustentfernung stattgefunden hat: Ultraschall der Brustwand 

  • Bis zum 3. Jahr der Brustkrebsnachsorge: (mindestens) einmal pro Jahr
  • Bis zum 5. Jahr der Brustkrebsnachsorge: einmal pro Jahr
  • Ab dem 6. Jahr der Brustkrebsnachsorge: einmal pro Jahr
     

Brustkrebsnachsorge direkt nach einer OP

Die Brustkrebsnachsorge beginnt direkt nach Abschluss Ihrer Behandlung. Nach einer Operation oder Strahlentherapie ist die frisch operierte und/oder bestrahlte Haut sehr empfindlich. Hier können Medizinische Hilfsmittel Abhilfe schaffen: Zum Schutz der Haut können weiche Einlagen aus Watte oder Schaumstoff genutzt oder ein Kompressions-BH getragen werden, welcher Schwellungen vorbeugt oder diese abmildert. 

Wer ist zuständig für die Brustkrebsnachsorge?

Generell ist für die Koordination Ihres Brustkrebsnachsorge-Programms Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin zuständig. Es ist jedoch auch möglich, die Brustkrebsnachsorge von einer onkologischen Klinik oder Ihrem Hausarzt / Ihrer Hausärztin koordinieren zu lassen, sofern diese*r Erfahrung mit Brustkrebsnachsorge hat. In jedem Fall ist es möglich, dass Sie für einzelne Untersuchungen an andere Ärzt*innen weitergeleitet werden.

Brustkrebsnachsorge: Einsatz von Prothesen

Viele Frauen verlieren durch Brustkrebs Teile des Brustgewebes oder sogar eine ganze Brust, was sich mithilfe medizinischer Prothesen kaschieren lässt. Die aus Silikon bestehenden Brustprothesen können nach einer Mastektomie genutzt werden, um den Verlust auszugleichen. Da sie Aussehen und Oberflächenbeschaffenheit der weiblichen Brust gezielt imitieren, fällt oft nicht auf, dass es sich um eine Silikonprothese nach Brustkrebs handelt. 

Zudem haben Brustprothesen aus Silikon eine Reihe an Vorteilen:

  • Schmerzlinderung: Fehlt ein großer Teil oder eine ganze Brust, kommt es infolge eines Ungleichgewichts häufig zu Folgekomplikationen und Beschwerden, etwa Schulter- und Nackenbeschwerden oder Rückenschmerzen. Eine Silikonprothese für die Brust kann dem entgegenwirken.
     
  • Optischer Ausgleich: Brustprothesen können nach der Brustkrebsbehandlung dazu beitragen, das vorherige optische Erscheinungsbild wiederherzustellen oder eine entstandene Asymmetrie auszugleichen.
     
  • Komfort: Moderne Brustprothesen sind nach Maß und in verschiedenen Formen und Größen erhältlich. Das ermöglicht eine genaue Passform und komfortables Tragen. 


Lassen Sie sich am besten über Brustprothesen im Sanitätshaus oder von Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin beraten. Eine ideale Anlaufstelle sind unsere Versorgungszentren nach Brustoperation, die Sie in zahlreichen Seeger Filialen finden. So stellen Sie sicher, dass Sie eine Brustprothese kaufen, die zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt.
 

Welche Arten von Brustprothesen gibt es?

Für Frauen, die sich der Amputation einer oder beider Brüste unterziehen mussten, gibt es Brustprothesen in vielen Variationen. Diese Vielfalt ermöglicht es Ihnen, die Brustprothesen zu wählen, die für Ihre Situation und Aktivitäten passend ist. Beispielsweise gibt es folgende Auswahlmöglichkeiten bei Brustprothesen:

  • Material: Die meisten Brustprothesen bestehen aus Silikon, es gibt jedoch auch Brustprothesen aus Schaumstoff. Letztere Brustprothesen sind zum Schwimmen oder für sportliche Aktivitäten zwar nicht geeignet, dafür aber besonders leicht.
     
  • Funktion: Brustprothesen können über die optische Ergänzung hinaus verschiedene Funktionen erfüllen. Beispielsweise passen sich selbsthaftende Brustprothesen effektiv der Bewegung des Körpers an, während Prothesen mit temperaturausgleichenden Eigenschaften das Schwitzen reduzieren. Prothesen mit einem besonders weichen Silikongel auf der Rückseite sind extra sanft zu empfindlichem Narbengewebe.
     
  • Anpassbarkeit: Ganz neu sind Prothesen mit einer Luftkammer, die jederzeit – mit der mitgelieferten Pumpe – von der Frau selbst an ihre individuelle Silhouette angepasst werden können. Sie sind besonders empfohlen bei unebenem Narbengebiet, Gewichtsschwankungen oder Lymphödem.

Welche Zuzahlung bei BHs und Brustprothesen übernimmt die Krankenkasse?

Gesetzliche Krankenkassen tragen in der Regel die Beratung sowie die Anfertigung und Anpassung von Prothesen oder anderen medizinischen Hilfsmitteln. Leider sind die weitere Erstattung und Zuzahlung nicht einheitlich geregelt.

Wir haben eine Reihe an Tipps für Sie zusammengestellt, mit denen Sie Unterstützung durch Ihre Krankenkasse für Ihre Brustprothese oder andere Teile der Brustkrebsnachsorge bekommen können:

  • Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse konkret nach einer Kostenerstattung.
     
  • Lassen Sie sich jede mündlich gegebene Zusage schriftlich bestätigen.
     
  • Fragen Sie bereits im Krankenhaus (beim Pflege- oder Sozialdienst) nach Informationen oder Tipps, oder tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, z. B. im Rahmen von Selbsthilfegruppen.


In der Regel werden von den Krankenkassen nach Hilfsmittelverordnung die Kosten für folgende Ausgaben im Rahmen einer Brustkrebsnachsorge übernommen:

  • Postoperative Erstversorgung (zu 100 %)
  • Erstausstattung von ein bis zwei Spezial-BHs, ggf. zusätzlich auch für einen Badeanzug
  • Jährlich zwei weitere Spezial-BHs
  • Alle zwei Jahre eine neue Brustprothese 
  • ggf. alle zwei Jahre ein neuer Badeanzug


Die Höhe der Zuzahlung für BHs bzw. Sport- und Bademode liegt mindestens bei 40 Euro. Durch die genaue Klärung mit Ihrer Krankenkasse und einen Kostenvoranschlag vor dem Kauf vermeiden Sie unnötige finanzielle Mehrbelastungen.

Brustkrebsnachsorge: Tipps für den eigenen Lebensstil

Die Brustkrebsnachsorge ist wichtig für Ihre vollständige Erholung. Dabei geht es nicht nur darum, Ihren Körper zu heilen, sondern auch Erholung für Ihre Psyche zu ermöglichen, die eventuell unter dem Brustkrebs gelitten hat.

Nachsorgen bei Brustkrebs: Auf eine gesunde Lebensweise achten

Das Wichtigste für Körper und Geist in der Brustkrebsnachsorge ist ein gesunder Lebensstil. Eine gesunde Lebensweise kräftigt zum einen Ihren Körper und trägt andererseits zu einer mentalen Erholung nach den Strapazen der Operationen und Chemotherapie bei:

  • Sportliche Aktivität: Der genesungs- und gesundheitsfördernde Wert von Bewegung kann nicht oft genug betont werden. Es kann auch sinnvoll sein, dass Sie eine Reha in Betracht ziehen.
     
  • Schlaf: Sorgen Sie im Rahmen Ihrer Brustkrebsnachsorge dafür, dass Sie ausreichend schlafen und gönnen Sie sich Ruhepausen.
     
  • Stressreduktion: Auch Stress sollte möglichst vermieden werden, solange Ihr Körper noch angeschlagen ist. Versuchen Sie daher Anspannungszuständen durch sozialen Kontakt, Entspannungsübungen oder Yoga vorzubeugen, und nehmen Sie sich bewusste Auszeiten.
     
  • Ernährung: Eine gesunde Ernährung wirkt in der Brustkrebsnachsorge förderlich. Setzen Sie auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, um das Immunsystem und die Kraft Ihres Körpers wieder aufzubauen. Essen Sie (wie von der Deutschen Krebsgesellschaft empfohlen) frisches Obst und Gemüse, Produkte aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und setzen Sie auf Olivenöl, Nüsse und Samen. Der Erfolg spezieller „Krebsdiäten“ konnte bisher nicht belegt werden.
     
  • Vermeiden ungesunder Verhaltensweisen: Für eine erfolgreiche Brustkrebsnachsorge ist es wichtig, dass Sie auf ungesunde Angewohnheiten wie Alkoholkonsum oder Rauchen verzichten und etwaiges Übergewicht reduzieren.

Nachsorgen bei Brustkrebs: Psychische Folgen beachten

Die Brust ist ein Bereich des weiblichen Körpers, der das Selbst- und Körperbild einer Frau stark bestimmt. Für viele Frauen hängen weibliche Ausstrahlung und Empfinden unmittelbar mit diesem Teil ihres Körpers zusammen. Der Verlust der eigenen Brust ist für viele Frauen somit ein traumatisierendes Erlebnis.

Oft kommt eine seelische Krise erst nach der Behandlung, wenn eigentlich “alles überstanden” ist: Zum Beispiel in Form eines Fatigue-Syndroms, das u.a. durch körperliche Schwäche, leichte Ermüdbarkeit sowie Gefühle der Trostlosigkeit gekennzeichnet ist und unterschiedlich lang andauern kann. Eine Gesprächstherapie im Rahmen der Brustkrebsnachsorge hilft vielen Patientinnen dabei, die Behandlungen, ihre Folgen und die Angstgefühle zu verarbeiten. Einigen hilft auch das Tragen einer Brustprothese im Alltag.

Vor allem aber sollten Sie sich (und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin) Zeit geben. Achten Sie in der Brustkrebsnachsorge darauf, dass die Behandlung des Brustkrebses auch psychische Verletzungen hinterlassen kann, die heilen müssen. Versuchen Sie, mit Menschen, die Ihnen nahestehen, über Ihre Gefühle zu sprechen und sich langsam an die Veränderung Ihres Körpers zu gewöhnen.
 

An wen wende ich mich, wenn ich Rat oder Unterstützung für die Brustkrebsnachsorge brauche?

Die Brustkrebsnachsorge wird leider häufig vernachlässigt. Dabei ist sie essentiell, um eine dauerhafte Genesung sicherzustellen. Geht man sie jedoch gewissenhaft und unter kompetenter ärztlicher Leitung an, verhindert sie nicht nur Rückfälle, sondern leistet einen aktiven Beitrag zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Wenn es um Untersuchungsmethoden oder die Auswahl geeigneter medizinischer Hilfsmittel geht, stehen wir Ihnen gerne zur Seite, um Sie zu beraten. Nutzen Sie hierfür gerne unser Servicetelefon oder kontaktieren Sie uns online. Alternativ stehen wir Ihnen zur Beratung in einem unserer Seeger Gesundheitshäuser zur Verfügung. Wir freuen uns darauf, Ihnen weiterhelfen zu können! 

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