Trichterbrust – Alles rund um Pectus excavatum

Nicht herzlos, nur missverstanden: Wölbt sich das Brustbein nach innen, bildet sich eine sichtbare Kuhle im Brustkorb. Dies wird als Trichterbrust oder mit dem Fachbegriff Pectus excavatum bezeichnet, was so viel wie “ausgehöhlte Brust” bedeutet.
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Bei dieser handelt es sich um die häufigste angeborene Deformität des Brustkorbs – durchschnittlich kann eine Trichterbrust bei einem von 400 Neugeborenen festgestellt werden, wobei sie bei Jungen zwischen vier bis fünf Mal häufiger auftritt als Mädchen.

Die Experten vom Sanitätshaus Seeger informieren: Was hat es mit der Trichterbrust auf sich? Welche Symptome und Ursachen liegen ihr zugrunde? Alles, was Sie zur Trichterbrust wissen müssen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
 

Was ist eine Trichterbrust?

Bei einer Trichterbrust handelt es sich um eine Verformung des Brustkorbs. Laut Definition wölbt sich bei Pectus excavatum das Brustbein nach innen, besonders im unteren Bereich. Mit bloßem Auge bildet sich dadurch eine Kuhle in der Brust, die die Form eines Trichters hat.
Typischerweise betrifft die Trichterbrust das Brustbein sowie vier bis fünf Rippen pro Seite. Damit bildet die Trichterbrust das Gegenteil zur Kielbrust, die wesentlich seltener ist und bei welcher sich das Brustbein nach außen wölbt.

Die Trichterbrust ist in den meisten Fällen angeboren und wird nur selten durch Krankheiten oder Verletzungen erworben. Bei manchen Kindern ist die Kuhle bereits bei der Geburt zu sehen, häufiger jedoch wird sie erst in der Pubertät sichtbar, wenn der Körper wächst. Zudem ist das Brustbein in manchen Fällen symmetrisch, in manchen asymmetrisch eingesenkt, was bei Frauen und Mädchen zu unterschiedlicher Form und Größe der Brüste führen kann.

Trichterbrust: Symptome

Das wichtigste vorweg: Eine Trichterbrust bedeutet nur sehr selten Einschnitte in die körperliche Gesundheit. Ebenso wie die Kielbrust oder auch die Fußfehlstellungen ist Pectus excavatum in den meisten Fällen ein rein kosmetisches Problem, das keinerlei Auswirkungen auf die Funktionsweise der Organe oder des Körpers insgesamt hat. Jedoch können in Extremfällen Probleme auftreten. Zu diesen Symptomen der Trichterbrust zählen etwa:

  • Geringere Leistungsfähigkeit: Ist die Trichterbrust stark ausgeprägt und der Trichter besonders tief oder breit, haben Herz und Lunge weniger Platz im Brustkorb. Während in Ruhe normalerweise nichts zu bemerken ist, können bei der Trichterbrust Beschwerden bei körperlicher Belastung auftreten, insbesondere Kurzatmigkeit, Schwindel oder Herzrasen.
     
  • Fehlstellungen & -haltungen: Eine Trichterbrust kann des Weiteren zu Schmerzen führen, etwa in der Brust oder im Rücken. Diese Schmerzen wiederum haben zur Folge, dass Menschen mit Trichterbrust Fehlstellungen einnehmen, um die Schmerzen zu vermeiden. Daher zählen auch Rückenschmerzen oder skoliotische Fehlstellungen zu den Symptomen der Trichterbrust.
     
  • Auswirkung auf die Psyche: Wesentlich schwerer als physische Einschränkungen wiegen meist die psychischen Nachteile, die Patient*innen mit Trichterbrust erleben. Häufig verspüren diese ein geringeres Selbstwertgefühl durch die Deformität im Brustkorb, insbesondere, wenn diese stark ausgeprägt ist oder das optische Erscheinungsbild stark verändert, wie es bei asymmetrischen Brüsten der Fall sein kann. Nicht selten führt dies zu Ängsten, sozialer Isolation oder sogar psychischen Krankheiten wie Depressionen.


Mit Ausnahme des letzten Punktes leiden Kinder oft weniger stark an diesen Symptomen, da ihr Brustkorb noch elastisch ist und somit noch eine gewisse Dehnbarkeit besitzt, die Atemnot verhindert. Dadurch können Herz und Lunge sich auch mit der Kuhle arrangieren und sich den fehlenden Platz an anderer Stelle suchen. Wenn eine Trichterbrust bei Kindern zu erkennen ist, kann die Kinderorthopädie dabei helfen, Symptome abzuschwächen oder die Fehlstellung zu beheben. Eine Operation mit Bügeln aus Metall ist oft nicht notwendig, wenn die Trichterbrust frühzeitig erkannt wird.
 

Ursachen der Trichterbrust

Die Trichterbrust ist sehr wahrscheinlich genetisch bedingt: In 40 % der Fälle ist eine familiäre Häufung zu beobachten, das heißt, mindestens ein Familienmitglied leidet ebenfalls an einer Trichterbrust. Eine weitere Ursache der Trichterbrust können Störungen im Wachstum von Knochen und Rippenknorpel sein.

Zusätzlich gibt es einige Krankheitsbilder, die vielleicht nicht Ursache von Pectus excavatum sind, aber die Entstehung der Trichterbrust begünstigen:

  • Skoliose: Bei Skoliose ist die Wirbelsäule gekrümmt. Diese Fehlstellung kann im Wachstum zum Einsinken des Brustkorbs beisteuern.
     
  • Marfan-Syndrom: Eine andere Ursache für die Trichterbrust kann das Marfan-Syndrom sein, eine Erkrankung des Bindegewebes. Neben einer eingesunkenen Brust haben Betroffene oft überdehnbare Gelenke, Herzklappenfehler und leiden an überproportional langen Armen und Beinen sowie Augenproblemen.
     
  • Poland-Syndrom: Beim Poland-Syndrom sind Brust und Brustdrüse auf einer Seite fehlgebildet. Die betroffene Brust ist in ihrem Wachstum eingeschränkt und kleiner als die andere, gesunde Brust. Häufig geht damit eine Trichterbrust einher.


 

Was kann man gegen eine Trichterbrust tun – Übungen

Die Trichterbrust kann nicht durch Übungen “wegtrainiert” werden – schließlich handelt es sich um eine knöcherne Fehlstellung. Allerdings können einige Übungen die Atmung verbessern und das Aussehen der Trichterbrust beeinflussen, so dass sie weniger auffällt. Wer morgens und abends jeweils 10 Minuten die folgenden Übungen für Brust und Rücken durchführt, kann schnell Verbesserungen in der Optik der Brust und der Körperhaltung feststellen:

  • Trichterbrust-Übung für den Rücken: Stellen Sie sich zunächst hin und verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf. Ihre Finger haken Sie ineinander. Drücken Sie dann die Ellenbogen so weit wie möglich nach hinten, während Sie Kopf und Hals gestreckt halten. Sie sollten dabei spüren, dass sich Ihr Brustkorb nach vorne drückt. Zuletzt schieben Sie die Hüfte nach vorne und halten diese Position für zwei bis drei Sekunden. Machen Sie 25 Wiederholungen.
     
  • Trichterbrust-Übung für die Brustmuskulatur: Legen Sie sich mit dem Rücken auf den Boden. Nehmen Sie leichte Gewichte in beide Hände und strecken Sie die Arme zu den Seiten aus, so dass Ihre Handflächen nach oben zeigen. Dann führen Sie die gestreckten Arme über dem Brustkorb zusammen. Auch hier machen Sie 25 Wiederholungen.
     
  • Trichterbrust-Übung zur Weitung des Brustkorbs: Machen Sie Ihren Rücken gerade und strecken Sie die Schultern nach hinten. Holen Sie so tief Luft, wie Sie können, und halten Sie den Atem so lange wie möglich an. Hier genügen 20 Wiederholungen.


Diese Übungen können bei Pectus excavatum helfen, körperliche Beschwerden zu lindern und das Erscheinungsbild zu verbessern. Des Weiteren bieten sich Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Joggen als Übungen gegen die Trichterbrust an.
 

Möglichkeiten der Trichterbrust-Behandlung

In über 95 % aller Fälle muss eine Trichterbrust nicht medizinisch korrigiert werden. Viele Personen wünschen dennoch eine Behandlung der Trichterbrust, um die Fehlstellung zu korrigieren und den psychischen Druck zu nehmen. Doch wie kann man eine Trichterbrust wegbekommen?

Bei Kindern und Jugendlichen lässt sich eine Trichterbrust unkompliziert behandeln, etwa durch Alltagshilfen, Physiotherapie oder eine orthopädische Saugglocke. Letztere wird täglich auf die Brust aufgesetzt und erzeugt durch einen Saugball einen Unterdruck, der das Brustbein anhebt. Bei regelmäßiger Anwendung wird so auf Dauer die Form des Brustkorbes angepasst, um einer dauerhaften Trichterbrust vorzubeugen. Teilweise ist auch bei Erwachsenen eine solche Korrektur der Trichterbrust ohne OP möglich.

Zeigen diese konservativen Methoden keine Wirkung, können auch Trichterbrust-OPs angewandt werden, die meist den Einsatz von Bügeln erfordern. Diese Operationen gegen Pectus excavatum können dabei auch minimal-invasiv sein. Folgende OPs werden oft zur Trichterbrust-Therapie eingesetzt:

  • Methode nach Nuss: 1-3 Metallbügel werden durch kleine Schnitte in den Körper eingesetzt, um die verformten Rippenknorpel zu biegen und zu stabilisieren. Meist werden die Bügel nach 2 bis 3 Jahren wieder entnommen. Diese Trichterbrust-Operation ist minimal-invasiv, jedoch nur bei einer nicht zu ausgeprägten, symmetrischen Trichterbrust geeignet.
     
  • Ravitch-Methode: Verformte Rippenknorpel werden durch einen großen Querschnitt in der Brustwand entnommen. Hingegen zur Nuss-Methode ist diese Operation nicht auf die symmetrische Trichterbrust beschränkt.
     
  • Erlanger-Methode: Ein Schnitt legt die Ansätze der untersten vier bis fünf Rippen frei. Diese werden eingekerbt oder durchtrennt, falls nötig, um dann in korrigierter Stellung wieder zusammengesetzt zu werden. Anschließend wird bei dieser Pectus excavatum OP das Brustbein durch einen oder zwei Bügel aus Metall stabilisiert, die nach etwa einem Jahr wieder entnommen werden.
     
  • Kosmetische Korrektur: Zuletzt kann bei der Therapie des Pectus excavatum statt einer Operation mit Metallbügeln auch eine kosmetische Korrektur erfolgen, bei der Fettgewebe verpflanzt oder ein Silikonimplantat eingesetzt wird.
     

Trichterbrust – Kostenübernahme durch die Krankenkasse?

Eine Trichterbrust-OP ist mit Kosten verbunden, die von der Krankenkasse übernommen werden können. Ob dies jedoch der Fall ist, variiert je nach Krankenkasse und Schweregrad der körperlichen Beeinträchtigung. Wenn die Symptomatik sehr ausgeprägt ist, wird eine Kostenübernahme der Trichterbrust-Operation wahrscheinlicher.

Ist die Behandlung dagegen rein kosmetisch motiviert, ist es unwahrscheinlich, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Unter Umständen kann ein psychologisches Gutachten helfen, das eine Korrektur der Fehlstellung trotz medizinischer Harmlosigkeit anrät.
 

Trichterbrust-Therapie mit Seeger an Ihrer Seite

Die meisten Menschen mit einer Trichterbrust haben keine gesundheitlichen Probleme. Gerade in der Pubertät leiden jedoch viele Personen an einem enormen psychischen Druck, der mit dem Selbstbild einerseits und Häme durch andere Kinder und Jugendliche andererseits zusammenhängen kann. Besonders, wenn zu den psychologischen noch körperliche Einschränkungen hinzukommen, kann eine Therapie der Trichterbrust durch Übungen, Saugglocke oder Operationen den Betroffenen helfen.

Wir stehen Ihnen dabei zur Seite. Seeger berät und unterstützt Sie gerne bei der Auswahl geeigneter Therapieverfahren, entweder persönlich in einer unserer Seeger Filialen oder telefonisch über unser Servicetelefon. Für Fragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung – also kontaktieren Sie uns gerne!

Wir freuen uns darauf, Ihnen behilflich sein zu können!
 

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