Coxarthrose – Alles über die Schmerzen im Hüftgelenk

Ab dem 70. Lebensjahr ist nur noch eine von fünf Personen frei von der Volkskrankheit Arthrose. Ähnlich wie die Gonarthrose und die Rizarthrose führt auch die Coxarthrose bzw. Koxarthrose häufig zu starken Beschwerden. Bei einer Coxarthrose verschleißt der Knorpel im Hüftgelenk.
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Die dadurch entstehenden Schmerzen sind häufig so gravierend, dass eine chirurgische Behandlung des Gelenks notwendig ist, womöglich sogar der Einsatz eines künstlichen Gelenks. Das Risiko, an einer Hüftgelenksarthrose zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, ähnlich wie bei der Osteoporose.

Wir beim Sanitätshaus Seeger erklären in diesem Ratgeber das Krankheitsbild der Coxarthrose und thematisieren hierbei Ursachen, Symptome, die verschiedenen Arten sowie Behandlungsmöglichkeiten einer Coxarthrose.

Was ist eine Coxarthrose?

Arthrosen sind degenerative Gelenkerkrankungen, bei denen der Knorpel in einem oder mehreren Gelenken beschädigt ist und im Verlauf der Krankheit abgebaut wird. Dieser Knorpel wirkt als eine Schutzschicht zwischen den Enden mehrerer Knochen in einem Gelenk und sorgt für schmerzfreie Bewegungsabläufe. Nutzt er sich ab oder ist er beschädigt, so beginnen die Knochen direkt aneinander zu reiben, ohne ihre natürliche Schutzschicht – und das häufig begleitet von Schmerzen, Entzündungen und eingeschränkter Beweglichkeit.

Ein solcher Knorpelverschleiß wird Coxarthrose genannt, wenn er im Hüftgelenk zu beobachten ist. Im Falle einer Coxarthrose baut sich der Knorpel zwischen dem Hüftkopf am Oberschenkelknochen (Caput Femoris) und der Hüftgelenkpfanne am Becken (Acetabulum) ab, und zwar stärker, als vom Alter der Person ausgehend vermutet werden müsste. Infolgedessen bilden sich knöcherne Ausläufe, sogenannte Osteophyten, mit denen der Körper die Reibung zu verringern versucht. Diese sind auf Röntgenbildern sehr gut sichtbar.

Da das Hüftgelenk zum Gehen, Stehen und Laufen sehr wichtig ist, kommt es im Alltag häufig zu knackenden Geräuschen und Steifheit, im späteren Verlauf meistens zu starken Schmerzen.

Wie andere Arthrosen auch, entwickelt sich die Hüftgelenksarthrose meist langsam, im Verlauf mehrerer Jahre, und kann nicht rückgängig gemacht werden. Obwohl erste Beschwerden in der Regel erst ab einem Alter von 45 Jahren auftreten, können auch junge Menschen an Arthrose im Hüftgelenk erkranken. Dies ist meist die Folge von Unfällen oder Fehlstellungen des Gelenks.

Arten & Ursachen der Hüftgelenksarthrose

Es werden zwei Arten von Hüftgelenksarthrose unterschieden: die primäre und die sekundäre Coxarthrose. Diese Einteilung erfolgt anhand dessen, ob eine klare Ursache der Arthrose im Hüftgelenk festgestellt werden kann oder nicht.

  • Als primäre Coxarthrose bezeichnet man sämtliche Formen, bei denen die Hüftarthrose ohne erkennbare vorherige Ursache auftritt. In diesem Fall bleibt ungeklärt, was zum Knorpelverschleiß geführt hat.Im Allgemeinen wird jedoch angenommen, dass die Auslöser einer primären Coxarthrose in einer oder mehreren der folgenden Umstände begründet liegen:
     
    • Veränderungen des Knorpels aufgrund natürlicher Alterungsprozesse.
    • Genetische Veranlagungen zur Hüftgelenksarthrose.
    • Biomechanische und hormonelle Faktoren.
       
  • Von einer sekundären Coxarthrose wird gesprochen, wenn der Arthrose im Hüftgelenk eine klar erkennbare Ursache oder Vorerkrankung zugrunde liegt. In diesen Fällen kann oft auch eine gezielte Behandlung erfolgen. 
    Zu den möglichen Ursachen für eine sekundäre Coxarthrose gehören beispielsweise:
     
    • Unfälle und Verletzungen: Bei Verletzungen oder Frakturen des Hüftgelenks ist es möglich, dass sich im Laufe der Zeit eine Arthrose entwickelt, zum Teil erst Jahre später. In diesen Fällen wird von posttraumatischen Coxarthrosen gesprochen.
       
    • Dysplasien und Fehlstellungen: Bei Hüftdysplasien handelt es sich um angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks, die zu einer ungleichen Belastung des Gelenks führen und so eine Arthrose in der Hüfte begünstigen.
       
    • Impingement der Hüfte: Wenn Hüftkopf und/oder Hüftgelenkpfanne eine ungünstige Form haben, so ist womöglich der Zwischenraum der Gelenkflächen verengt. Bei Bewegung kann der Knorpel zwischen den Knochen eingeklemmt und geschädigt werden.
       
    • Entzündliche Gelenkerkrankungen: Krankheitsbilder wie die rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew können zu einer chronischen Entzündung des Hüftgelenks und einer Schädigung des Knorpels führen. Das erhöht das Risiko einer sekundären Coxarthrose.
       
    • Nekrose des Hüftkopfs: Eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes kann zur Zerstörung des Gelenks und damit zur Arthrose in der Hüfte führen. Bei einer Hüftkopfnekrose stirbt etwa der Hüftkopfknochen unterhalb des Knorpels ab, was zur Schädigung des Knorpels über dem absterbenden Knochen führen kann. Dies ist gehäuft bei Personen der Fall, die viel Alkohol konsumieren, unter Nierenerkrankungen leiden oder Kortisol einnehmen – selbst wenn diese Personen noch jung sind.
       
    • Andere Erkrankungen: Daneben können eine Reihe anderer Krankheitsbilder eine Rolle spielen. Etwa können metabolische Erkrankungen, Infektionen oder Tumore ebenfalls zur Entstehung einer Coxarthrose beitragen.

Risikofaktoren: Wann steigt das Risiko einer Coxarthrose?

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die häufig mit der Entwicklung einer Coxarthrose in Verbindung stehen, jedoch nicht unbedingt Auslöser oder Hauptursache der Erkrankung sind. Nichtsdestotrotz sollten diese Risikofaktoren ernst genommen werden, da sie wesentlich zur Schwere der Symptome der Hüftgelenksarthrose und dem Fortschreiten der Krankheit beitragen können:

  • Coxarthrose im Alter: Nicht jeder entwickelt im Alter Arthrose, aber der Körper wird zunehmend anfälliger dafür, da im Laufe des Lebens der Knorpel seine regenerativen Fähigkeiten verlieren und Abnutzungen nicht mehr ausreichend kompensieren kann.
     
  • Coxarthrose bei Übergewicht: Ein höheres Körpergewicht erhöht den Druck und die Belastung auf die Gelenke, insbesondere auf die Hüft- und Kniegelenke.
     
  • Stoffwechselerkrankungen und Coxarthrose: Krankheiten wie Diabetes, Gicht, Durchblutungsstörungen oder eine Hämochromatose erhöhen das Risiko, an einer Arthrose im Hüftgelenk zu erkranken.
     
  • Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente können unerwünschte Nebenwirkungen auf den Stoffwechsel der Gelenke haben. Diese Nebenwirkungen können die Entwicklung oder das Fortschreiten der Arthrose in der Hüfte begünstigen.
     
  • Überbelastungen durch Sport oder Beruf: Einige Hochleistungssportarten oder Berufe, die mit starker körperlicher Belastung einhergehen, erhöhen das Risiko einer Coxarthrose, da sie zu verstärkter Beschädigung des Knorpels führen. Regelmäßige Bewegung ist gesund für die Gelenke, nicht jedoch regelmäßige Überlastung.
     
  • Bewegungsmangel: Zu wenig Bewegung auf langen Zeitraum führt zur Unterversorgung der Knorpel. Aufgrund mangelnder Nährstoffe wird dann etwa nicht mehr ausreichend Hyaluronsäure gebildet, welche das Gelenk „schmiert” und gegen Reibung schützt.

Einteilung der Coxarthrose in Grade

Die primäre sowie sekundäre Hüftarthrose entwickeln sich beide nur langsam und unterscheiden sich nicht wesentlich hinsichtlich ihrer Symptomatik. Je weiter eine Hüftgelenksarthrose jedoch fortschreitet, desto weniger Knorpel ist im Gelenk vorhanden. Häufig ist die Schwere der Symptome einer Coxarthrose abhängig vom Grad der Erkrankung:

  • Grad 0 der Coxarthrose: 
    Das Hüftgelenk ist vollkommen gesund und zeigt keine Hinweise auf eine Hüftarthrose.
     
  • Grad 1 der Coxarthrose: 
    Die Knorpelschicht weist erste Veränderungen auf und ist weicher oder rauer als im unbeschädigten Zustand. Meist stellt die betroffene Person noch keine Symptome fest.
     
  • Grad 2 der Coxarthrose:
    Mittlerweile sind deutlich knöcherne Ausläufer auf Röntgenbildern zu sehen, die den Verschleiß beschleunigen können. Der Knorpel ist noch weitgehend intakt und die Betroffenen meist symptomfrei, womöglich kommt es jedoch in Belastungssituationen zu Schmerzen.
     
  • Grad 3 der Coxarthrose:
    Die gesamte Knorpelschicht zeigt mittlerweile Risse, die sogar den Knochen erreichen können. Patient*innen klagen über Schmerzen, die auch ohne vorherige Belastung auftreten. Oft kann auch eine aktivierte Coxarthrose festgestellt werden, also eine Arthrose in der Hüfte mit Entzündungszeichen wie Schwellung oder Überwärmung des Gelenks. Diese ist besonders knorpelschädlich.
     
  • Grad 4 der Coxarthrose:
    Der Knochen unter dem vollständig abgeriebenen Knorpel ist sichtbar, man spricht von einer „Knorpelglatze“. Die Knochen stoßen ohne Schutzschicht aufeinander, was zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Arthrose im Hüftgelenk: Symptome & Anzeichen

Die Hüftarthrose beginnt meist mit schwachen Symptomen, die jedoch zunehmen werden, je weiter die Krankheit fortschreitet. Wie schnell es zu Schmerzen kommt und wie schnell sich die Beschwerden intensivieren, ist individuell unterschiedlich: Manche Personen erleben einen rasanten Fortschritt der Hüftgelenksarthrose über wenige Monate, andere haben jahrelang gleichbleibende Beschwerden. Die Coxarthrose verläuft je nach Person unterschiedlich. In jedem Fall sollten Sie daher ärztliche Beratung suchen, um Ihre Situation richtig einschätzen zu können.

Folgende Beschwerden sind typisch:

  • Schmerzen in Hüftgegend: Sie treten etwa beim Treppensteigen oder bei Bewegungen des Oberschenkels nach innen auf. Vereinzelt können sich die Schmerzen zum Oberschenkel hin ausbreiten. Die Schmerzen sind anfangs nur nach Belastungen oder am Ende des Tages zu spüren, im späteren Verlauf jedoch auch in Ruhe oder nachts. Einige Personen erleben auch „Schmerzschübe”, bei denen die Beschwerden plötzlich und heftig auftreten.
     
  • Schmerzen in anderen Körperteilen: Viele Personen verfallen durch die Coxarthrose in eine Schonhaltung. Diese mindert die Schmerzen im Hüftgelenk, führt aber oft zu Beschwerden in anderen Körperteilen wie dem Rücken oder den Beinen. Auf Dauer kann die Schonhaltung auch eine Verkürzung der Sehnen, Bänder und Muskeln in betroffenen Körperteilen zur Folge haben.
     
  • Schwellungen: Im Falle einer aktiven Coxarthrose ist das Gelenk geschwollen, was tast- oder sogar sichtbar ist.
     
  • Beweglichkeitsprobleme: Das Gelenk fühlt sich weniger beweglich oder steif an, besonders nach längeren Ruhephasen oder am Morgen.
     
  • Geräusche: Bei Bewegung des Hüftgelenks kommt es zu knirschenden oder knackenden Geräuschen.

Ist Coxarthrose heilbar? Tipps & Maßnahmen bei Arthrose

Eine Coxarthrose ist nicht heilbar oder reversibel. Genau wie alle anderen Arthrose-Arten kann der Knorpelverschleiß auch im Hüftgelenk nicht geheilt werden. Es gibt jedoch eine Bandbreite an Möglichkeiten, mit denen der Fortschritt der Krankheit verlangsamt und die Beschwerden gelindert werden können. Auch ein vollständiges Anhalten des Knorpelverschleißes ist möglich, etwa durch eine Anpassung des Lebensstils:

  • Gewichtsreduzierung 
  • Anpassung der Ernährung
  • Sport und regelmäßige Bewegung zur Stärkung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur
  • Einsatz von Hilfsmitteln wie Schuheinlagen, Gehstöcken oder warmen Auflagen
  • Vermeiden von Belastung des Hüftgelenks (z.B. schweres Heben oder zu viel Sitzen)

Konservative Behandlung von Coxarthrose

Um Arthrose in der Hüfte zu behandeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die man in konservative und operative Verfahren einteilen kann.

Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten beschreiben dabei alle Optionen, bei denen kein Eingriff in den Körper stattfindet. Bei Arthrose im Hüftgelenk kommen folgende Therapien in Frage:

  • Orthopädietechnische Versorgung der Coxarthrose: Das Tragen von orthopädischen Schuheinlagen, Bandagen und Orthesen verringert den Druck auf das Gelenk durch eine Belastungsänderung der Beinachse.
     
  • Coxarthrose und Physikalische Therapie: Durch Wärme-, Kälte-, Elektro- oder ZRT-Matrix-Therapie werden Schmerzen verringert.
     
  • Physiotherapie bei Coxarthrose: Dehnübungen und Gymnastik stärken bei einer Arthrose im Hüftgelenk die schützende und stabilisierende Muskulatur rund um die Hüfte und verbessern die Beweglichkeit.
     
  • Nutzung von Stützen: Gehhilfen & Rollatoren erleichtern es, das Gleichgewicht zu halten und schonen das schmerzende Gelenk.
     
  • Einnahme von Schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR)
     

Operative Therapie der Coxarthrose

In den meisten Fällen können Beschwerden durch konservative Behandlungsmethoden und eine Veränderung des Lebensstils gelindert werden. Sollten die Schmerzen jedoch anhalten oder die Krankheit schon zu weit fortgeschritten sein, können operative Therapien zum Erfolg führen. Bei diesen muss das Hüftgelenk operativ behandelt werden, was meist höhere Risiken und längere Erholungszeiten birgt. Mögliche minimalinvasive und operative Eingriffe bei einer Coxarthrose sind:

  • Injektionstherapie bei Coxarthrose: Corticosteroide oder die natürliche Hyaluronsäure werden in das Gelenk injiziert. Als Knorpelersatzstoffe verringern diese die Reibung zwischen den Knochen.
     
  • Hüftarthroskopie: ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem ein kleines Rohr in das Gelenk eingeführt wird, durch welches die Ursachen der Hüftarthrose festgestellt und beschädigtes Gewebe behandelt werden.
     
  • Knorpelzelltransplantation: Zur Behandlung der Arthrose werden gesunde Knorpelzellen aus einem anderen Gelenk der betroffenen Person oder eines Spenders entnommen und in die Hüfte eingesetzt.
     
  • Umstellungsosteotomie: Bei Vorliegen einer Bein-Fehlstellung kann durch diese OP der Knochen durchtrennt und umpositioniert werden, um die Belastung des Kniegelenks zu reduzieren.
     
  • Einsatz von Prothesen: Ein Teil des Hüftgelenks wie die Hüftkappe (McMinn-Prothese) oder das gesamte Hüftgelenk werden durch eine Prothese ersetzt (Hüft-TEP).

Welcher Sport ist gut bei Arthrose in der Hüfte?

Zur Prävention von Coxarthrose sind Sport und regelmäßige Bewegung essentiell, welche die Muskulatur der Hüfte stärken und Schmerzen vorbeugen. Wichtig ist dabei lediglich, auf sogenannte High-Impact Sportarten zu verzichten, die das betroffene Gelenk zu stark belasten, wie beispielsweise Fußball oder Tennis.

Bewegung mit geringfügiger Belastung, etwa Spaziergänge auf ebenem Terrain, Fahrradfahren, Schwimmen oder Yoga, können maßgeblich zur Stabilisierung des Knorpels und der Verbesserung der Lebensqualität beitragen, anstatt die Coxarthrose Symptome zu verschlimmern. Auch Dehnübungen und Gymnastik sind zu empfehlen.

Bereits eine Stunde Bewegung pro Woche leistet einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit Ihres Hüftgelenks. Als Faustregel stellen täglich 30 Minuten Bewegung das ideale Maß dar – was aber für Sie persönlich funktioniert, kann davon abweichen. Hören Sie auf Ihren Körper: Machen Sie Sport so oft, lange und intensiv, wie es sich für Sie gut anfühlt und ohne dass Schmerzen auftreten.

Arthrose in der Hüfte ist eine ernste Krankheit und stellt für viele eine große Beeinträchtigung im Alltag dar. Wenn Sie also Symptome bemerken oder unter Risikofaktoren leiden, werden Sie tätig! In der Regel können Symptome einer Coxarthrose gut behandelt werden, besonders, wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird. Gerne sind wir für Sie da, um Sie umfassend zu beraten, sei es bezüglich möglicher Therapieoptionen oder passender medizinischer Hilfsmittel.

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