Stuhlinkontinenz: Ursachen, Formen und Hilfsmittel bei Darminkontinenz

Stuhlinkontinenz ist eine häufige medizinische Störung, bei der die betroffene Person nicht mehr in der Lage ist, den eigenen Stuhlgang zu kontrollieren.
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Laut Inkontinenz Selbsthilfe e.V. leiden in Deutschland etwa 5 bis 10 % der Bevölkerung an einer Darminkontinenz – tendenziell sogar mehr, da viele Menschen aus Scham nicht über ihr Problem sprechen. Allerdings ist Stuhlinkontinenz ein medizinisches Problem und kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Hygiene. Betroffene sollten sich nicht schämen, sondern frühzeitig an eine*n Ärzt*in wenden, um eine effektive Therapie gegen die Darminkontinenz zu ermöglichen. Das Sanitätshaus Seeger möchte in diesem Ratgeber Stuhlinkontinenz-Ursachen aufdecken und mögliche Darminkontinenz-Behandlungen vorstellen.

Was ist Stuhlinkontinenz – Definition der Darminkontinenz

Stuhlinkontinenz – auch Darminkontinenz, anale oder anorektale Inkontinenz oder im Sprachgebrauch Darmschwäche – beschreibt eine ausgeprägte Schließmuskelschwäche und damit den unkontrollierten Verlust von Darminhalt. Das bedeutet, dass Menschen ihre Darmgase, Darmschleim oder Stuhlgang nicht mehr richtig kontrollieren können. Der Darm entleert sich somit unwillkürlich selbst. Es kann vorkommen, dass Betroffene überhaupt keinen Stuhldrang verspüren. Bei dieser Art der Inkontinenz kann die Darmentleerung nicht mehr bewusst gesteuert werden. 

Was löst eine Darminkontinenz aus? Ursachen für Stuhlinkontinenz

Ursachen für eine starke Schließmuskelschwäche und damit für einen unkontrollierten Stuhlabgang können vielfältig sein. Die Gründe reichen von harmlosen Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zu ernsteren Gesundheitsproblemen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Stuhlinkontinenz kann allerdings auch psychische und neurologische Ursachen haben sowie auf Medikamente zurückzuführen sein.
Die häufigsten Stuhlinkontinenz-Ursachen:

  • Stuhlinkontinenz im Alter: Mit zunehmendem Alter kann es zu einer Schließmuskelschwäche kommen, was zu unkontrolliertem Stuhlabgang führen kann.
  • Geburtstrauma: Geburtsverletzungen, insbesondere bei Kaiserschnittentbindungen, können zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur führen – und somit zu einem Kontrollverlust des Stuhlgangs.
  • Stoffwechselstörungen: Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können den Stuhlgang beeinträchtigen und zu Darminkontinenz führen.
  • Neuropathie: Nervenschäden und Störungen des Nervensystems, wie sie bei Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus vorkommen, können ebenfalls zu einer Stuhlinkontinenz führen.
  • Einige Medikamente wie Antidepressiva, Abführmittel oder Parkinson-Medikamente können die Stuhlinkontinenz fördern.
  • Äußere Verletzungen des Schließmuskels, schwere Durchfallerkrankungen oder eine Bewegungsstörung des Darms können Verursacher der Darminkontinenz sein.
  • Sogar ein übermäßiger Alkohol- oder Koffeinkonsum kann die Darmbewegungen beeinflussen und zu einer Inkontinenz führen.
     

Stuhlinkontinenz: Symptome und Anzeichen

Eine Darminkontinenz ist meist recht schnell wahrzunehmen. Die Symptome und Anzeichen einer Stuhlinkontinenz variieren je nach Schweregrad:

  • Erste Symptome: Das unkontrollierte Entweichen von Darmgasen.
  • Weitere Anzeichen: Verschmutzte Unterwäsche, wenn kleine Mengen Darmschleim oder Stuhl unkontrolliert austreten.
  • Deutliche Darminkontinenz-Symptome: 
    • Häufiger Stuhlgang: Eine erhöhte Häufigkeit des Stuhlgangs, insbesondere nachts, kann ein Schließmuskelschwäche-Symptom sein.
    • Dringender Stuhlgang: Ein plötzlicher und starker Drang, bei dem Stuhl austritt, bevor die Toilette erreicht wird.
    • Verminderte Kontrolle über den Stuhlgang und unbeabsichtigter Verlust von Stuhl: Dies sind die offensichtlichsten Symptome einer Darmschwäche. Der Verlust von Stuhl kann klein oder groß sein und kann sowohl bei Bewegung als auch bei Ruhe auftreten.
       

Formen und Grade der Stuhlinkontinenz

Es gibt verschiedene Formen und Grade von Stuhlinkontinenz, die sich unter anderem nach der Art des Verlusts von Stuhl, der Häufigkeit und dem Schweregrad unterscheiden. 

Eine Stuhlinkontinenz wird in 3 verschiedene Grade eingeteilt. Je höher der Grad, desto schwerer ist die Stuhlinkontinenz:

  • Stuhlinkontinenz Grad 1: Unwillkürlicher Abgang von Gasen und Darmschleim, leichte Verschmutzung der Unterwäsche.
  • Stuhlinkontinenz Grad 2: Unwillkürlicher Abgang von Gasen und flüssigem Stuhl.
  • Stuhlinkontinenz Grad 3: Völlig unwillkürliche Ausscheidung von festem Stuhl, flüssigem Stuhl und Gasen.


Die Medizin unterscheidet folgende Formen der Stuhlinkontinenz:

  • Muskuläre Inkontinenz
  • Neurogene Inkontinenz
  • Konsistenzbedingte Inkontinenz
  • Sensorische Inkontinenz
  • Überlaufinkontinenz
  • Stressinkontinenz
  • Urgeinkontinenz
  • Funktionelle Inkontinenz


Jede Darminkontinenz-Form weist unterschiedliche, spezifische Merkmale und Symptome auf, hat verschiedene Ursachen und setzt eine andere Therapie voraus. Eine Mischform der Stuhlinkontinenz besteht aus einer Kombination der verschiedenen Formen.

Eine gründliche Diagnostik durch einen Arzt/eine Ärztin ist erforderlich, um die individuellen Ursachen und Formen der Stuhlinkontinenz zu bestimmen und eine geeignete Schließmuskelschwächen-Therapie sowie passende Inkontinenzprodukten zu empfehlen.
 

Was kann man gegen eine Stuhlinkontinenz machen? Behandlung und Therapie

Eine frühzeitige Diagnose der Darmschwäche ist der erste Schritt, um das Leiden zu lindern und eine vollständige Genesung zu ermöglichen. 

Die Behandlung und Therapie bei Stuhlinkontinenz hängen dann von der Art und Schwere der Schwäche sowie von individuellen Merkmalen der Betroffenen ab. 

Folgende Möglichkeiten, wie Übungen für den Beckenboden, helfen nicht nur bei Harninkontinenz, sondern auch bei Stuhlinkontinenz, um die medizinische Störung in den Griff zu bekommen oder sogar zu heilen:

  • Anpassung im Alltag und die richtige Ernährung bei Stuhlinkontinenz: Einfache Änderungen im Alltag können die Symptome der Stuhlinkontinenz schnell verbessern. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige körperliche Bewegung, das Vermeiden spezieller Lebensmittel, von Alkohol und Koffein.
  • Das Verwenden der richtigen Hilfsmittel: Bei Stuhlinkontinenz gibt es zahlreiche Hilfsmittel wie Inkontinenzeinlagen für Frauen oder Inkontinenzeinlagen für Männer, die mehr Normalität in den Alltag bringen.
  • Stuhlinkontinenz-Übungen: Die richtigen Übungen bei Stuhlinkontinenz, wie beispielsweise konsequentes Beckenbodentraining, führen zu nachhaltigem Erfolg gegen Darminkontinenz.
  • Biofeedback-Therapie: Die Methode nutzt elektronische Überwachungsgeräte, um Patient*innen die Kontrolle über ihre Beckenbodenmuskulatur wiederzugeben.
  • Elektrische Stimulation: Diese Therapie verwendet elektrische Impulse, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken und zu kontrollieren.
  • Medikamente: Einige Medikamente können die Symptome der Stuhlinkontinenz verbessern, indem sie die Kontraktion des Darms regulieren und den Harndrang reduzieren.
  • Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen kann eine Operation bei Stuhlinkontinenz Abhilfe verschaffen. Dazu gehören beispielsweise Eingriffe am Schließmuskel oder eine Neuaufteilung des Darms.

Wenden Sie sich bei ersten Symptomen auf jeden Fall an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Welcher Arzt Sie bei Stuhlinkontinenz behandeln kann, finden Sie bei einer schnellen Recherche im Internet. Das kann Ihr*e Hausärzt*in sein, Ihr*e Gynäkolog*in bzw. Urolog*in oder ein*e Enddarmspezialist*in (Proktologe) in Ihrer Umgebung sein.
 

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