Supinationstrauma – wenn das Sprunggelenk umknickt

Täglich knicken zahlreiche Menschen in Deutschland um und ziehen sich dabei eine Sprunggelenksverletzung zu: 20 % aller Sportverletzungen in Deutschland sind Supinationstraumata.

Häufig handelt es sich dabei um Alltagsunfälle: Jeden Tag erleidet etwa einer von 10.000 Menschen eine Sprunggelenksverletzung. Diese Unfälle werden leider oft als „Bagatellverletzungen“ abgestempelt und nur etwa die Hälfte aller Betroffenen wird anschließend medizinisch behandelt. Dabei drohen erhebliche Folgeschäden.

Das Sanitätshaus Seeger informiert Sie als zuverlässiger Gesundheitspartner in diesem Ratgeber über den umgeknickten Fuß, das Supinationstrauma, die Diagnose sowie Therapie und stellt Ihnen wirksame Übungen und Behandlungen vor.

Definition: Was ist ein Supinationstrauma?

Die Diagnose „Supinationstrauma“ (lateinisch supinitas = zurückgebogene Stellung) ist den wenigsten ein Begriff, dabei verbirgt sich dahinter eine der häufigsten Sportverletzungen überhaupt: Ein Supinationstrauma entsteht durch Umknicken des Fußes über die Fußaußenkante. Ein stechender Schmerz zieht durch Fuß und Bein und lässt je nach Schwere und Art der Verletzung nach wenigen Minuten, manchmal aber auch erst nach einigen Stunden nach.

In der Regel bezieht sich das Supinationstrauma auf eine Verletzung des oberen Sprunggelenks. Es tritt auf, wenn das Fußgewölbe nach außen (in Supination) gedreht wird, während der Rest des Beins stabil bleibt oder in die entgegengesetzte Richtung dreht. Diese Bewegung führt in Folge meist zu Bänderdehnungen oder Bänderrissen, insbesondere des Außenbandes des Sprunggelenks. Ein Supinationstrauma ist die häufigste Ursache für einen verstauchten Knöchel und kann in verschiedenen Schweregraden auftreten, von einer leichten Dehnung bis hin zu einem kompletten Bänderriss.

Was passiert beim Supinationstrauma im Sprunggelenk?

Bei einem Supinationstrauma können mehrere Bänder des seitlichen Sprunggelenks ganz oder teilweise reißen; sogar Verletzungen des Knochens sind möglich. Im besten Fall kommt es lediglich zu einer Überdehnung der Kapseln und der Außenbänder („Verstauchung“). Das kann schon wenige Minuten nach dem Unfall zu Blutergüssen und Schwellungen führen, vor allem dann, wenn die empfindliche Gelenkkapsel betroffen ist.

Welche Bänder reißen beim Supinationstrauma?

Beim Supinationstrauma sind in erster Linie die lateralen (äußeren) Bänder des Sprunggelenks betroffen. Dazu gehören das vordere talofibulare Band, das mittlere calcaneofibulare Band und das hintere talofibulare Band. Unter diesen ist das vordere talofibulare Band am häufigsten von Verletzungen betroffen. In schwereren Fällen können jedoch auch mehrere dieser Bänder gleichzeitig verletzt werden.

Direkte Folge des Supinationstraumas: Der Körper beginnt zu kompensieren

Direkt nach dem Umknicken des Fußes beginnt der Körper mit Kompensationsmechanismen: Es kommt zu einem Spannungsanstieg in der Gesäßmuskulatur, der Sehnenplatte seitlich des Oberschenkels und dem Hüftbeuger. Dadurch kann ein Beckenschiefstand entstehen. Funktionell ist das Bein daraufhin kürzer als das andere, was der Körper über die Wirbelsäule auszugleichen versucht. Es drohen Blockierungen und Fehlstellungen in den einzelnen Wirbelsäulenabschnitten sowie der Rippengelenke.

Supinationstrauma-Symptome:

Die Symptome eines Supinationstraumas sind vielfältig und machen sich oft erst nach einigen Wochen oder Monaten bemerkbar: Sie reichen von Schwindel und Sehstörungen über Kopfschmerzen bis hin zu Ohrgeräuschen. Eine einfache Verletzung des Sprunggelenks kann sich also bis zur Halswirbelsäule fortsetzen.

Supinationstrauma Diagnose: Der Verletzungsumfang muss genau diagnostiziert werden

Ein Supinationstrauma, bei dem der Fuß nach außen kippt und das Sprunggelenk verletzt wird, ist eine der häufigsten Sport- und Alltagsverletzungen. Um Folgeschäden zu vermeiden und eine gezielte Therapie einzuleiten, ist es essentiell, den genauen Verletzungsumfang zu diagnostizieren.


1. Anamnese:

Der erste Schritt in der Diagnostik ist das Gespräch mit Betroffenen, die Anamnese. Dabei wird erfragt, wie es zu der Verletzung kam, ob ein direktes Trauma stattfand, wie der Fuß umgeknickt ist und ob ähnliche Verletzungen in der Vergangenheit aufgetreten sind. Auch die Art und Intensität der Schmerzen sowie eventuelle Vorerkrankungen oder frühere Verletzungen werden besprochen.

2. Klinische Untersuchung:

Das Fachpersonal wird den betroffenen Fuß und das Sprunggelenk visuell inspizieren, um Schwellungen, Blutergüsse oder Deformitäten festzustellen. Danach folgt die Palpation (Tastuntersuchung), bei welcher der Arzt/die Ärztin den Fuß systematisch abtastet, um Druckempfindlichkeit, Schwellung und Temperatur zu beurteilen. Durch Bewegen des Gelenks kann festgestellt werden, in welchem Maße die Beweglichkeit eingeschränkt ist.

 

 

3. Stabilitätstests:

Es gibt spezielle Tests, wie den vorderen Schubladentest oder den Talar-Tilt-Test, mit denen die Stabilität des Gelenks überprüft und festgestellt werden kann, ob und welche Bänder verletzt sind.

4.  Bildgebende Verfahren:

Zur genaueren Beurteilung können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) herangezogen werden. Ein Röntgenbild kann etwa Frakturen oder knöcherne Verletzungen ausschließen. Der Ultraschall eignet sich gut zur Darstellung von Weichteilverletzungen und Flüssigkeitsansammlungen. Zuletzt bietet das MRT detaillierte Einblicke in das Weichteilgewebe und kann Bänderrisse oder Schäden am Knorpel oder den umgebenden Strukturen genau darstellen.

5. Weitergehende Untersuchungen:

In manchen Fällen können weitere diagnostische Verfahren notwendig sein, beispielsweise eine Arthroskopie, bei der das Gelenk direkt von innen betrachtet wird.

Die genaue Diagnose eines Supinationstraumas ist entscheidend, um eine zielgerichtete und effektive Behandlung einzuleiten und das Risiko von Langzeitschäden oder chronischen Instabilitäten zu minimieren. Jede*r Patient*in und jede Verletzung sind individuell, weshalb die Untersuchung und Diagnostik sorgfältig und umfassend durchgeführt werden sollte.

Wie behandelt man ein Supinationstrauma?

Ein Supinationstrauma des Sprunggelenks erfordert sorgfältige Therapie und Behandlung, um eine schnelle Genesung und Vorbeugung von Langzeitkomplikationen zu gewährleisten. Das gilt natürlich für die fachmännische Therapie, genauso wichtig ist jedoch die erste Hilfe.

Erste Hilfe bei Supinationstrauma mit der PECH-Regel

Laut Fachleuten kann jede Minute, die man mit der Erstversorgung nach einem Supinationstrauma wartet, den Heilungsverlauf um jeweils einen Tag verlängern. Die sogenannte PECH-Regel leitet die Erstmaßnahmen bei einem Supinationstrauma an:

  • Pause: Die betroffene Person sollte die Aktivität sofort einstellen und das verletzte Bein entlasten.
  • Eis: Man sollte den verletzten Bereich sofort mit einem Kühlpad oder einem Eispack kühlen, um Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
  • Compression: Ein elastischer Verband kann helfen, Schwellungen zu reduzieren und das Gelenk zu stabilisieren.
  • Hochlegen: Das Bein sollte erhöht gelagert werden, um die Schwellung zu verringern und den venösen Rückfluss zu fördern.


Fuß umgeknickt – wann zum Arzt?

Nach einem Supinationstrauma ist der Besuch bei Ärzt*in oder Orthopäd*in grundsätzlich ratsam. Bei sehr starken Schmerzen, starker Schwellung sowie Blutergussbildung oder gar Frakturanzeichen sollten Sie unverzüglich mittels Röntgen oder MRT abklären lassen, ob knöcherne Strukturen betroffen sind.

Weitere Therapie & Behandlung bei Supinationstrauma

Fuß umgeknickt, was tun?

Weitere mögliche Behandlungen und Therapien bei einem verstauchten Knöchel / Bänderriss:

  • Medikamentöse Behandlung: Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) wie Ibuprofen können verschrieben werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
     
  • Physiotherapie bei Supinationstrauma: Nach Abklingen der akuten Symptome kann die Physiotherapie beginnen. Sie zielt darauf ab, Beweglichkeit, Kraft und Koordination des Sprunggelenks wiederherzustellen. Übungen zur Stärkung der umgebenden Muskulatur und zur Verbesserung der Körperwahrnehmung sind besonders wichtig.
     
  • Stützende Hilfsmittel: Für die ersten Tage oder Wochen nach dem Trauma kann das Tragen einer Bandage oder Schiene sinnvoll sein, um das Gelenk zu stabilisieren und eine erneute Verletzung zu verhindern. Weitere Infos zu medizinischen Bandagen sowie Infos zu Orthesen finden Sie hier.
     
  • Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen, insbesondere bei kompletten Bänderrissen oder wenn mehrere Bänder betroffen sind und die konservative Behandlung nicht erfolgreich war, kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
     
  • Rehabilitation: Eine konsequente Nachbehandlung und Erholung ist essentiell, um das volle Funktionsniveau des Sprunggelenks wiederherzustellen und das Risiko von rezidivierenden Verletzungen zu minimieren.


Es ist wichtig, dass Patient*innen mit einem Supinationstrauma ihre Verletzung ernst nehmen und die Anweisungen des Arztes oder Physiotherapeuten genau befolgen. Eine frühzeitige Behandlung trägt wesentlich dazu bei, Langzeitschäden und wiederholte Verletzungen zu vermeiden.

Supinationstrauma Prävention: Dem Umknicken vorbeugen

Glücklicherweise gibt es verschiedene Maßnahmen, die helfen können, solch eine Verletzung, bei der der Fuß unglücklich umknickt und das Sprunggelenk verletzt, zu vermeiden oder zumindest das Risiko zu minimieren.

Wie kann ich ein Supinationstrauma vermeiden?

Es ist unmöglich, alle Risikofaktoren für ein Supinationstrauma zu eliminieren, da unvorhergesehene Ereignisse oder Unfälle immer passieren können. Dennoch können präventive Maßnahmen das Risiko erheblich reduzieren:

  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie Schuhe, die gut sitzen, ausreichend Halt bieten und speziell für die jeweilige Aktivität entwickelt wurden. Für Sportler bedeutet das, Sportschuhe mit einer guten Fußbettung und Stabilisierung zu wählen. Für Wanderer oder Personen, die auf unebenem Gelände unterwegs sind, können Schuhe mit einem höheren Schaft, der das Sprunggelenk unterstützt, sinnvoll sein.
  • Trainieren auf festem Untergrund: Trainieren Sie, wenn möglich, auf festem und ebenem Boden. Vermeiden Sie wechselhafte oder unebene Untergründe, besonders wenn Sie nicht an solche Bedingungen gewöhnt sind.
  • Sprunggelenk stärken: Durch gezielte Supinationstrauma-Übungen kann die Muskulatur, die das Sprunggelenk umgibt, gestärkt werden. Dies erhöht nicht nur die Stabilität, sondern verbessert auch das Körpergefühl, sodass Sie schneller auf unerwartete Bewegungen reagieren können.
  • Gleichgewichtsübungen gegen Supinationstrauma: Stehen Sie auf einem Bein oder nutzen Sie Balance-Boards, um Ihre Gleichgewichtsfähigkeit zu trainieren.
  • Krafttraining: Übungen wie Wadenheben, Theraband-Übungen zur Stärkung der Inversions- und Eversionsbewegungen des Fußes oder gezieltes Training der Fußmuskulatur können hilfreich sein.
  • Beweglichkeitsübungen: Durch regelmäßiges Dehnen und Bewegen des Sprunggelenks können Sie die Beweglichkeit verbessern und Verletzungen vorbeugen.
  • Vermeiden Sie Übermüdung: Erschöpfte Muskeln können ihre stabilisierende Funktion nicht mehr optimal ausüben. Hören Sie auf Ihren Körper und gönnen Sie ihm Pausen, wenn er sie benötigt.
  • Propriozeptives Training: Dies bezieht sich auf Übungen, die das Körperbewusstsein verbessern. Dabei lernt das Nervensystem, schneller und effektiver auf Bewegungen und Veränderungen in der Umgebung zu reagieren, was das Risiko eines Umknickens reduziert.


Durch diese präventiven Maßnahmen können Sie das Risiko eines Supinationstraumas erheblich verringern. Denken Sie immer daran, dass Vorsorge der Schlüssel zur Vermeidung von Verletzungen ist und dass regelmäßiges Training und Bewusstsein für Ihren Körper wesentlich dazu beitragen können.

Rehabilitation nach einem Supinationstrauma – wie lange ist man krank?

Wie lange dauert ein Supinationstrauma?

Die Dauer der Rehabilitation und der Krankschreibung hängt von der Schwere der Verletzung ab:
 

Grad I (leichte Dehnung der Bänder):

Schmerzen und leichte Schwellung sind typisch.
Rehabilitation: kann von einigen Tagen bis zu 2 Wochen reichen.
Normalerweise benötigen Patient*innen keine langanhaltende Krankschreibung, es sei denn, ihre Arbeit erfordert körperliche Belastung.

Grad II (partieller Bänderriss):

Mäßige Schmerzen, Schwellung und möglicherweise ein Bluterguss sind typisch.
Rehabilitation: kann zwischen 2 und 6 Wochen dauern, je nach Schwere.
Eine Krankschreibung kann für einige Wochen notwendig sein, besonders wenn Betroffene auf den Fuß angewiesen sind (z. B. bei Berufen, die stehende Tätigkeiten erfordern).

Grad III (kompletter Bänderriss):

Starke Schmerzen, ausgeprägte Schwellung, Instabilität des Fußes.
Rehabilitation: kann zwischen 6 Wochen und mehreren Monaten dauern.
Eine Krankschreibung für mehrere Wochen oder sogar Monate kann erforderlich sein, und in einigen Fällen ist eine operative Intervention notwendig.

Es ist wichtig zu betonen, dass jeder Mensch individuell ist und die Heilungszeiten variieren können. Außerdem hängt die Dauer der Rehabilitation von einer Reihe von Faktoren ab, einschließlich des allgemeinen Gesundheitszustands der Patient*innen, ihres Alters, der körperlichen Fitness und wie konsequent die empfohlenen physiotherapeutischen Übungen durchgeführt werden.

Ein*e Ärzt*in oder Physiotherapeut*in sollte immer konsultiert werden, um die genaue Diagnose zu bestätigen und einen individuellen Rehabilitationsplan zu erstellen.

Supinationstrauma – mögliche langfristige Folgen

Bei fehlender oder unzureichender Behandlung kann ein umgeknickter Fuß langfristige Folgen für den eigenen Körper und die Gesundheit mit sich bringen:

  • Bewegungseinschränkung: Aufgrund von Schwellung und Schmerzen kann es schwierig sein, den Fuß oder den Knöchel zu bewegen.
  • Instabilität: Bei schweren Verletzungen, insbesondere bei einem kompletten Bänderriss, kann der Knöchel instabil werden, was das Risiko für zukünftige Verletzungen erhöht.
  • Langfristige Beschwerden: Ohne angemessene Behandlung kann ein Supinationstrauma zu anhaltenden Schmerzen, chronischer Instabilität des Knöchels und Arthritis führen.
  • Wiederholte Verletzungen: Ein verletzter Knöchel kann anfälliger für zukünftige Supinationstraumata werden, insbesondere wenn er nicht vollständig geheilt oder rehabilitiert wurde.
  • Verminderte sportliche Leistung: Athleten können feststellen, dass ihre sportliche Leistung beeinträchtigt ist, bis der Knöchel vollständig geheilt ist.


Eine frühzeitige und angemessene Behandlung, einschließlich Pause, Eis, Kompression und Hochlagern (entsprechend der PECH-Regel), gefolgt von einer gezielten Physiotherapie, kann dazu beitragen, die Folgen eines Supinationstraumas zu minimieren und eine schnelle und vollständige Erholung zu fördern.
 

Brauche ich nach einem Supinationstrauma eine Physiotherapie?

Auch Physiotherapie kann eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Supinationstrauma-Folgen spielen. Durch gezielte Übungen, manuelle Therapie und Beratung kann die Physiotherapie dazu beitragen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren, die Beweglichkeit und Stärke des Knöchels wiederherzustellen, die Instabilität zu verringern und das Risiko von wiederholten Verletzungen zu minimieren. Insgesamt bietet die Physiotherapie einen umfassenden Ansatz zur Heilung und Prävention, der dazu beiträgt, die bestmögliche Funktion und Gesundheit des Fußes nach einem Supinationstrauma zu gewährleisten.

Geht es um das Sprunggelenk, sollte wirklich jede Verletzung ernst genommen werden. Eine falsche Diagnose oder Therapie kann Folgeschäden wie Arthrose nach sich ziehen. Das gilt für leichte Verletzungen genauso wie für schwere.
 

Weiterführende Informationen

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